Audiovisuelle Montage

1.2 Grundlagen der Tonpraxis am Set

Die optische Bildinformation wird bei Dreharbeiten, vereinfacht ausgedrückt, von der Kamera aufgenommen. Die Tonaufnahmen können simultan am Set mit einem entsprechenden Modul ebenfalls innerhalb der Kamera synchron zu den Bildern aufgezeichnet werden, gewöhnlich aber separat mit einem Sound-Rekorder, der die Synchronität von Bild und Ton für die originale Wiedergabe der Töne vom Drehort garantiert.

Bei der Tonaufzeichnung für die spätere Reproduktion unterscheidet man unterschiedliche auditive Aspekte, die im Folgenden glossarartig aufgeführt werden:[1]

Unter Originalton (O-Ton, OT) versteht man den mit Tonband, DAT-Rekorder (Digital Audio Tape) oder in der Digitalkamera integriertem Tonaufnahmemodul (Camcorder) separat und live aufgenommenen Ton, während die Kamera läuft, unabhängig davon, ob es sich dabei um Sprache, Geräusche, Musik oder Atmosphäre (Hintergrundtöne) dreht. Dieser Ton kann später dank Klappe oder sonstigem Sync-Signal synchron, d. h. feldgenau oder dem Timecode (der elektronischen Bildnummer) entsprechend, zum Bild angelegt werden.

Vom qualitativ hochwertigen O-Ton unterscheidet sich der zwar auch synchron vor Ort aufgenommene Primärton (PT), der aber vergleichsweise unsauber und unelaboriert wirkt. Man braucht ihn, um einen Eindruck von der akustischen Originalsituation am Set zu erhalten. Er wird vom Schnitt aufgenommen, damit man bei der Tonbearbeitung und Mischung einen auditiven Richtwert hat.

Von Nur-Ton (NT, Wild Track oder Wild Sound) spricht man bei separat, aber ohne laufende Kamera aufgenommenen Klängen am Set. Diese können verzerrte oder zu weit entfernte O-Töne ersetzen oder zusätzlich in eine Szene insertiert werden.

Nachsprecher (NS) sind Dialogsätze und Sprach-Passagen, die am Set ohne bildaufzeichnende Kamera (oder bei bildunabhängigem Weiterlaufen des Mikrofons einer dokumentierenden Digitalkamera bzw. eines Camcorders) aufgenommen werden. Sie dienen dem Austausch von unsauberen Aufnahmen z. B. in halligen Räumen, bei Autofahrten oder von Versprechern und sind dabei oft natürlicher und räumlich dichter an der Szene als spätere Nachsynchronisationen aus dem Studio.

Bei den sogenannten Atmos (AT) handelt es sich dem Wort entsprechend weniger um vordergründige Töne als vielmehr um stimmige Hintergrundgeräusche, die ohne laufende Kamera aufgenommen werden können. Zur späteren Ergänzung der Szenenstimmung liefern sie beispielsweise das Rauschen einer Autobahn, eines Waldes oder des Meeres.

Beim Playback (PB) werden bereits existierende Tonaufnahmen bzw. zuvor erstellte Musik am Set per Lautsprecher dazugespielt. Sie helfen, eine emotionale und rhythmische Stimmung am Set herzustellen oder dienen zur Synchronisation von Bewegungen, z. B. bei Tanzaufnahmen. Die dabei aufgenommenen O-Töne sind dann aber nicht für die Endbearbeitung verwertbar, sondern müssen ersetzt werden.

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