Audiovisuelle Montage

1 Medientechnische Grundlagen der A/V-Montage

1.1 Historische Entwicklung der Bild-Ton-Aufnahme

Rückblickend lassen sich zwei technologische Strategien voneinander unterscheiden, mit denen die eine Bildaufnahme begleitenden Töne analog und synchron aufgezeichnet, reproduziert, werden können. Entweder sind Bild und Ton schon vor der Montage getrennt auf verschiedenen Datenträgern vorzufinden oder sie werden im Hinblick auf die Wiedergabe gemeinsam auf einem Datenträger aufgenommen.

Am Anfang der Filmgeschichte stand jedoch die Trennung von Bild und Ton, denn Phonographie und Kinematografie mussten über zwei Jahrzehnte auf ihre Vereinigung warten. Edison entwickelte zunächst die Tonaufzeichnung und -wiedergabe durch den Phonographen, die er 1889 mit dazu passenden Bildern synchron koppeln und durch das Kinetophone wiedergeben lassen konnte. Durchsetzen sollte sich schließlich der Tonfilm, dessen technologische Entwicklung über Nadelton, Lichtton und Magnetton zum derzeitigen Digitalton verlief. Beim Nadelton spielte sich die Aufzeichnung auf der von der Kamera getrennten Walze oder Platte ab, wobei die unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten von Bild- und Tonträger noch nicht exakt synchronisierbar waren. Schließlich gelang es, mittels Lichtton eine synchrone Bild-Ton-Beziehung auf einem Träger herzustellen, auf dem optische Muster parallel neben dem Bildrand die entsprechenden Schallwellen abbildeten. Bei der Aufnahme hatte der frühe Lichtton jedoch eine unbewegliche Kamera zur Folge, da diese sich nach dem den Ton aufzeichnenden Mikrofon ausrichten musste und damit die schon im Stummfilm erreichte multiperspektivische Beweglichkeit im Raum einbüßte. Da Ton und Bild zeitlich versetzt auf den Filmstreifen aufgenommen werden mussten, konnte bei der anschließenden Montage der überlappende Ton vom Off- zum On-Screen oder umgekehrt nur handwerklich eingeschränkt bewerkstelligt werden. Das Spannungspotenzial in der Off- und On-Screen-Tondramaturgie erforderte daher eine für die Ton-Montage vom Bild getrennte Bearbeitung. Der nächste analoge Versuch, die framegenaue Übereinstimmung von Bildfeld und Tonfeld zu realisieren, lief über den Magnetton, bei dem ein separates Tonband bei der Aufnahme eingesetzt wurde und als aufgeschweißte magnetische Randspur eine synchrone Wiedergabe erlaubte. Beim digitalen Datenträger (Band und/oder Disc-Festplatten) können Bild und Ton, sowohl bei der Aufnahme als auch für die Wiedergabe, gemeinsam gespeichert werden.

Ganz unabhängig von Aufzeichnung oder Speicherung für die Projektion werden Ton und Bild jedoch bei allen Verfahren in einem Zwischenschritt, in Montage und Tonmischung, getrennt bearbeitet, wobei sich die traditionell arbeitsteiligen Gewerke der Tonpraxis durch die auf Durchmischung tendierende digitale Technik zunehmend entgrenzen. Denn Bild- und Soundeditoren, Sounddesigner, Filmkomponisten etc. haben durch die binär vereinheitlichenden Bits und Bytes von Bildern und Tönen in der computergestützten Praxis keine klar abgegrenzten Kompetenzbereiche mehr. Doch dazu muss zuerst die gängige Praxis bei der Aufnahme, Bearbeitung und Wiedergabe betrachtet werden.

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